opera / SCHWEIGER detlef (Lavuren) & STAUDINGER oskar (Zeichnung)

30. Mai - 09. Juni 2025 (verlängert bis 21. Juni 2025)
ONE WEEK SHOW Nr. 3
 

SCHWEIGER detlef Lavuren

Beim Nass-in-Nass-Verfahren, der fließenden Verteilung von Farben, spricht man von Lavieren. Der Künstler verwendet zum Lavieren eine selbst hergestellte Tusche. Sicher spielt auch der genaue individuelle Pinselansatz eine große Rolle. Zur Technik der Schweigerschen Lavur gehört es, die Form aus der Mitte, vom Pinsel-Ort auf eigener Grundierung mit einem ganz speziellen Wasser als Fließmittel entstehen zu lassen. Detlef Schweigers Lavuren sind Partituren einer eigenwilligen Notation, eines Systems von Zeichen einer ambienten Metasprache, das sphärische, sanfte, langgezogen strömende, verkürzte, zusammengeballte, warme Bildkompositionen erzeugt. Der Künstler und die willigen Rezipienten könnten mittels muzakalischer Klangerzeugung den Rahmen der rein bildnerischen Darstellung sprengen, die dabei als Aggregat im Sinnen eines Ganzen, aus bildnerisch nicht wirklich verbundenen einzelnen notierten Teilen, als Sound fortwirken. Die Potenz der Synästhesie, “das Hören“ von Farben und „das Schmecken“ von Tönen ist so signifikanter darstellbar.  Doch deren Deutung unterliegt mehr einer physiologisch – optischen Interpretation. Ein abschließendes Zitat von Pablo Picasso sei noch erlaubt: „Es gibt Maler, die die Sonne in einen gelben Fleck verwandeln. Es gibt aber andere, die dank ihrer Kunst und Intelligenz einen gelben Fleck in die Sonne verwandeln“ – wie wahr – einfach opera.

© Auszüge aus Texten von Holger Wendland, Katalog „crossover“, Berlin, 2024

STAUDINGER oskar - Zeichnungen

Seit frühester Kindheit begleitet Oskar Staudinger das Werk Richard Wagners – eine lebenslange Faszination, die tief in seiner künstlerischen Identität verwurzelt ist. Schon früh begann er, sich mit der suggestiven Kraft von Wagners Musik auseinanderzusetzen. Die lautmalerischen Klangwelten des Komponisten eröffneten ihm imaginäre Räume, in die er sich träumend flüchtete – ferne, mythisch aufgeladene Orte jenseits des Alltäglichen. Seine erste Einzelausstellung im Jahr 2017 trug daher nicht zufällig den Titel „In fernem Land“, eine direkte Anspielung auf die gleichnamige Arie aus Wagners romantischer Oper Lohengrin.

In seiner aktuellen Werkserie richtet Staudinger seinen zeichnerischen Blick auf das monumentale musikdramatische Gesamtkunstwerk Der Ring des Nibelungen. Dabei entstehen intime Arbeiten auf Papier, die sich explizit von Bühnenbildern und tradierten ikonographischen Darstellungen lösen. In kleinem Format und mit feiner Linie gehalten, bilden diese Zeichnungen eine bewusst gesetzte Gegenwelt zur überbordenden Wucht der Tetralogie. Es sind visuelle Miniaturen – poetische Verdichtungen –, die gleichsam neue Bildräume eröffnen. Sie laden zur kontemplativen Betrachtung ein und offenbaren ein vielschichtiges Wechselspiel zwischen musikalischer Inspiration, individueller Imagination und künstlerischer Reflexion. So setzen Staudingers Arbeiten nicht nur eine persönliche Auseinandersetzung mit Wagner fort, sondern bieten zugleich neue Impulse für die zeitgenössische Annäherung an den Mythos.

© Anneliese Ackermann, Radebeul, 12.04.2025