springzeit / GILLE sighard (Malerei, Grafik, Skulptur)
Die Galerie FLOX in Dresden widmet die aktuelle Soloschau dem Werk des Leipziger Malers Sighard Gille. Als mehrfach Corona bedingt verschobene, und nun endlich mögliche Nachschau zum 80. Geburtstag des Künstlers, sind aus dem vielseitigen und ambivalenten Gesamtschaffen zwei exemplarische Schwerpunkte gewählt.
Auf der einen Seite ist Landschaft zu sehen; aus leuchtendem Farbmaterial erhebt sich modellierte Natur, emphatisch, gestisch und intensiv farbig. Die Werke sind live vor Ort überwiegend im die Elbe durchziehenden Havelland entstanden. Es sind Segmente ursprünglicher Natur, willkürlich betont und verstärkt um das Temperament des Künstlers, der zugleich zeitlos und verantwortungsvoll in einem ausgeprägt malerischen Stil um Wahrhaftigkeit ringt. So will Gille „festhalten, was gefährdet ist und doch so wunderbar“.
Auf der anderen Seite werden Auszüge aus der Serie Clowns gezeigt. Auf Großformaten, hoch reflektiert und mit provokant apokalyptischem Kontext aufgeladen sind sie lesbar als Formeln gegenwärtiger Mensch-Welt-Bezüge. Es sind exaltierte Bestandsaufnahmen zum status quo, wilde Karikaturen und laute Kommentare eines stillen Beobachters, die sich erzählerisch zu Episoden addieren.
Trotz der Polarität des Natürlichen und Künstlichen von Landschaft und Clowns verbindet beide Sujets die Gille eigene Emphase, die Dramatik der Formulierung und ein offenkundig lustvoller Bezug zu kräftigen Farben. Das macht die Ausstellung „springzeit“ zu einem sinnlichen Ereignis für den Besucher und zu einer spannenden Schau eines lebendigen und beweglichen Œvres.
Überdies verbindet „springzeit“ zwei Premieren: die Landschaften Gilles werden so zusammengefasst erstmals gezeigt und die neue Serie Clowns, die das eigenwillig Groteske in Gilles Werk zitiert, war in der Öffentlichkeit noch nicht zu sehen.
Sighard Gille gehört zum Künstlerstamm der Galerie FLOX. Er war Meisterschüler bei Bernhard Heisig an der deutschen Akademie der Künste in Berlin und lehrte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig als Professor, er zählt formal zur Malerei der Leipziger Schule.
© basiert auf einem Text von Dr. Tina Simon, Publizistin (Leipzig), März 2022